Stressmanagement – der Schlüssel zu seelischer Zufriedenheit und geistiger Gesundheit

Auch unsere zwei- und vierbeinigen Mitbewohner haben im Leben Stress. Stress ist ein wichtiger Lebensmotivator und sollte bzw. kann eigentlich gar nicht völlig abgestellt werden! Aber während in einem Organismus eine Stressreaktion stattfindet, werden andere natürliche Abläufe, v.a. Heilungsvorgänge, behindert bzw. auf einen späteren Zeitpunkt (Ruhe- und Erholungszeiten!) verschoben. Stress – sogenannter positiver wie negativer (s.u.) – macht auf Dauer auch unsere Tiere krank! Glücklicherweise lässt sich eine Stress-Resistenz trainieren und sogenannte Resilienz entwickeln!

Stress, im biologischen Sinne, ist ein „körperlicher Ausdruck einer allgemeinen Mobilmachung der Verteidigungskräfte im Organismus“ (Dr. Hans Selye, 1936) in Anpassung an unspezifische, POSITIV ODER NEGATIV bewertete, innere oder äußere Reize (Stressoren, Stressfaktoren). Zur „Verteidigung“ wird dann entweder der „Angriff“, also die Konfrontation mit dem Stressor (die sich bei POSITIVEN Stressoren als NEUGIER ausdrücken kann), oder die Flucht, d.h. die Vermeidung der Stresssituation, gewählt.
Unter Umständen, wenn es sich unter Stress nicht zwischen diesen Optionen entscheiden kann, erstarrt es einfach, wählt sozusagen die Apathie, oder zeigt völlig unangebracht erscheinende, auffällige Verhaltensmuster, die als sogenannte Übersprungshandlungen bezeichnet werden.
Viele der Verhaltensauffälligkeiten, die als Störungen oder Probleme bezeichnet werden, lassen sich aus meiner Sicht auf fehlendes Stressmanagement zurückführen.

Besonders negativ gestresst im biologischen Sinne ist ein Tier zum Beispiel, wenn es

1. seine natürlichen Bedürfnisse, z.B. nach einem sicheren Rückzugsort oder Sozialkontakten nicht ausleben kann,

2. wenn es vor ihm unverständliche oder unlösbare Aufgaben gestellt wird oder

3. wenn es „Gefahren“ (bestimmten Situationen, Dingen, Menschen, anderen Tieren) ausgesetzt wird, vor denen es – aus fehlenden oder schlechten Erfahrungen heraus – Angst hat.

Andere Stressfaktoren für einen Organismus, also Faktoren, mit denen er (noch?) nicht oder schlecht umgehen kann und die er zuerst meistens wieder loswerden möchte, an die er sich unter Umständen – wenn sein Immunsystem gut funktioniert – aber auch anpassen kann, sind Gifte, Mikroorganismen, Medikamente.

Das Stressempfinden und der Umgang mit Stressfaktoren ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt und hängt neben Alter und Geschlecht wahrscheinlich in erster Linie von den Erfahrungen ab, die ein Tier im Laufe seines Lebens und speziell im frühen Alter macht (vor allem bei der Entwicklung von Ängsten und der Strategie zum Umgang mit Angstauslösern oder „Gefahrensituationen).

Genauso ist die Ausprägung natürlicher Bedürfnisse sehr individuell. Ich möchte Ihnen

1. helfen, zu erkennen, ob und in welchen Situationen Ihr Tier Stress-Symptome zeigt,

2. seine natürlichen Bedürfnisse und die Stressoren wie

  • einseitige Ernährung
  • Schlafmangel
  • Langeweile
  • Angst
  • Einsamkeit
  • Über- oder Unterforderung

zu identifizieren und

3. Strategien zu entwickeln, damit umzugehen, Resilienz zu entwickeln. Hier setzt z.B. ein Verhaltens- oder Beziehungstraining an, für das ich Sie gerne an Trainer meines Vertrauens weiterempfehle.

Aus meiner Sicht brauchen Tiere genau wie wir Menschen eine WORK-LIFE- oder STRESS-RELEASE-BALANCE. Wenn Sie Ihrem Tier viele menschliche Regeln auferlegen, sozusagen einen Arbeitsalltag erschaffen (der – vor allem bei Ängsten – sehr hilfreich sein kann, um Sicherheiten und Strukturen zu schaffen!), ist es wichtig, ihm zum Ausgleich genug Raum und Zeit zu geben, auszuleben, was es gerne tun möchte, seinen „natürlichen Regeln“, seinem „inneren Tier“ zu folgen. Finden wir zusammen das vielleicht wirksamste Mittel gegen Stress für Ihr Tier: Es soweit wie möglich Tier und es selbst sein zu lassen.