Meine persönliche Schreibblockade der letzten Wochen – das Problem mit den Generalisierungen

Es gab Zeiten, da hatte ich sehr viel öfters das Gefühl, meiner gesamten Mitwelt unbedingt Dinge mitteilen zu wollen: Dinge, die mir wichtig, sinnvoll, gut, hilfreich, richtig… erscheinen. Und die ich früher ganz pauschal dann auch wichtig, sinnvoll, gut, hilfreich, richtig, … für alle anderen hielt.

Jaja, das Problem mit den Generalisierungen…

MIR ist durch viele Erfahrungen vor allem in den letzten 10 Jahren bewusst (gemacht) worden, dass FÜR ANDERE MENSCHEN oft ganz andere Dinge wichtig, sinnvoll, gut, hilfreich, richtig, … sind: An vielen Stellen komme ICH einfach nicht weiter, wenn ich, um meine Weisheiten in die Welt tragen und die Probleme ANDERER lösen zu wollen, in erster Linie von mir und dem, was ich so an Erfahrungen gesammelt und gelernt habe, ausgehe.

(Die groß geschriebenen Wörter sollen nur verdeutlichen, an welchen Stellen ich selbst immer noch in Versuchung gerate, mit „man“ zu generalisieren…)

Es wäre ja so schön und einfach, wenn es (Heil-)Mittel, Ernährungs-, Verhaltens-/Erziehungs- und sonstige -Tipps geben würde, die bei jedem Tier (derselben Tierart) gleich gut funktionieren.
Aber die Biologie hat mich gelehrt, dass das der Individualität von Lebewesen und der Variation zwischen ihnen ziemlich widerspricht: Jedes einzelne Lebewesen hat seine einzigartige genetische „Vorgeschichte“ (selbst eineiige Mehrlinge haben gewisse körperliche Unterschiede), jedes macht seine eigenen individuellen Erfahrungen im Leben, lernt, sich auf seine Weise zu bewegen, passt sich individuell an unterschiedliche Nahrung an und … und … und …

Deshalb ist es in meinen Augen für jede/n Tierhalter/in in erster Linie wichtig – wenn er/sie bestmöglich für DAS EIGENE TIER sorgen und ihm ein gesundes Leben ermöglichen möchte -, sein/ihr Tier zu kennen, d.h. möglichst genau beobachten und auch deuten zu können.
Zwar verbringen Tierhalter/innen ja mehr Zeit mit ihrem Liebling als jede/r andere und haben die meisten Möglichkeiten, ihn genauestens zu beobachten; aber nur, wer weiß, worauf er achten kann, kann auch hilfreiche Schlüsse daraus ziehen. Und es gibt so wahnsinnig viel zu beachten…

Nicht jeder der Tipps und Ratschläge, die heute irgendwie überall kursieren, passt zu jedem Tier und seiner Lebenssituation und kann Erfolg versprechen.

Der Satz „Ich hab‘ schon ALLES versucht“ überzeugt mich jedenfalls seit Langem nicht mehr. Es gibt einfach soooo Vieles, was funktionieren könnte. Und nur weil ich selbst irgendwann auf keine anderen Ideen mehr komme, heißt das noch nicht, dass nicht ein/e andere/r darauf käme. Für mich ist es keine Überraschung, dass ganz oft auf einmal etwas funktioniert oder hilft, was ein anderer nie vermutet hätte. Weil unterschiedliche Menschen andere Ideen und Sichtweisen haben und unterschiedliche Dinge ausprobieren.

Seitdem ich ganz bewusst versuche, möglichst viele andere Sichtweisen und Erfahrungsberichte in meine Überlegungen einzubeziehen, lerne ich viel mehr Neues dazu; brauche aber auch Zeit, das auch alles für mich einzuordnen.

Es ist wirklich zeitaufwendig, Augen und Ohren offen zu halten für möglichst alles, was mit Tiergesundheit zu tun hat… Von Tierphysiologie über Verhaltensforschung und Tierkommunikation (z.B. über Körpersprache/Mimik, Laute/Worte und/oder Intuition) bis hin zu konventionellen und alternativen Therapiemöglichkeiten.
Deshalb verstehe ich auch, wenn Tierhalter/innen entweder verwirrt sind, was denn jetzt für das eigene Tier gut oder am besten ist, oder komplett aufgegeben haben, Tipps anderer anzunehmen.

Ich hoffe jedenfalls sehr, dass es mir gelingt, in meinen nächsten Beiträgen deutlich zu machen, in welchem Zusammenhang (für welches Tier, welche Vorgeschichte, welche Situation) meine Erfahrungen, Ideen, Empfehlungen zu sehen sind. Damit das, was für mich wichtig, sinnvoll, gut, hilfreich, richtig,… war oder ist, es auch für andere sein kann.

Denn das ist einfach das, was ich als (Lebens-)Wissenschaftlerin gerne tue: Probleme analysieren und lösen, für die andere noch keine Lösung gefunden haben.

Wem es zu lange dauert, bis ich neuen Themen in meinem Kopf die Struktur und Ordnung gegeben habe, um sie hier niederschreiben zu wollen (z.B. was während der Winterzeit und bei Kälte für das eigene Tier beachtet werden oder wie man einheimischen Wildtieren helfen kann), dem kann ich nur empfehlen, eines der vielen Bücher zu lesen, mit denen ich mich in den letzten Wochen und Monaten wie immer sehr kritisch auseinandergesetzt habe:

Zur Kommunikation von und mit Tieren die Bücher von Karsten Brensing „Die Sprache der Tiere. Wie wir einander besser verstehen“ & „Das Mysterium der Tiere: was sie denken, was sie fühlen„; von Eva Meijer „Die Sprachen der Tiere„; von Mario Ludwig „Gut gebrüllt! die Sprache der Tiere; von Andrea Kurschus „Meine Katze versteht mich – wie uns die Spiegelneuronen verbinden„; von Patricia B. McConnell „Das andere Ende der Leine – was unseren Umgang mit Hunden bestimmt“, von Andreas Ohligschläger „Vertrau auf deinen Hund – vom intuitiven Umgang mit Hunden“, von Liane Rauch „Hundetraining ohne Worte. Führen mit der leeren Hand“, von Asim Aliloski „Die geheime Seele meines Hundes und was das Verhalten meines Hundes über meine Persönlichkeit aussagt“ oder Pea Horsley „Was Dein Tier Dir sagen will„.
Außerdem von Dr. Pasquale Piturru „Hundeführerschein und Sachkundeprüfung“, von Jutta Ziegler „Tierärzte können die Gesundheit Ihres Tieres gefährden – neue Wege in der Therapie“ und so ziemlich alle Bücher zu Katzen von Tierarzt Michael Streicher.
Und für die, die es noch wissenschaftlicher mögen, von Karin Mölling „Supermacht des Lebens – Reise in die erstaunliche Welt der Viren“

Wer Einfluss auf meine zukünftige Themenwahl nehmen möchte, stellt mir am besten Fragen!

Dank für das Foto gebührt: George Miller on Unsplash