Es war einmal…

(Kerstins Sonntagsmärchen: Spinnerei Nr. 1)

… die kluge, vorsichtige Spinne Sapientia. Sie lebte in einem etwas verwilderten Garten mitten im Pfingstrosenbusch und war also eine kluge, aber seit dem Vorfall mit der Artgenossin aus der Nachbarschaft, bei dem sie aus Unvorsichtigkeit ihr linkes Vorderbeinstück verloren hatte, auch eine sehr vorsichtige, um nicht zu sagen ängstliche Spinne. In entscheidenden Situationen konnte sie zwar immer wieder ihren ganzen Mut zusammennehmen (und hinterher meistens auch feststellen, dass es wichtig war, dass sie das getan hatte); aber sie versuchte lieber, gefährlichen Situationen – auch wenn keine bisher lebensgefährlich gewesen war – aus dem Weg zu gehen.

Als kleine Spinne galt ihre größte Angst ironischerweise dem Spinnenarzt (dem, der sich kürzlich so gut um sie gekümmert und bestimmt verhindert hatte, dass sich ihre Beinwunde entzündete und sie schlimmstenfalls noch weitere Beinglieder gekostet hätte): Wenn es ihr als Kind ohnehin schon schlecht ging, wenn sie also krank gewesen war, wurde ihr „geholfen“, indem der Arzt sie entweder mit einer Nadel piekste oder ihrer Mutter riet, sie diese ganz speziellen, ekligen Insekteneier zu fressen, die sie gar nicht mochte und die so schnell auch gar nichts an ihrem Unwohlsein änderten. Aber ihre Mama hatte sie liebevoll unterstützt, die Dinger zu schlucken und ihr erklärt, dass sie die bzw. die „Antibiotika“, die sie enthielten, anscheinend brauchte, um wieder völlig gesund zu werden (obwohl sie sie sogar manchmal heimlich wieder ausgespuckt hatte und trotzdem wieder gesund wurde).

Damit sie in ihrem Leben möglichst wenig krank werden würde und dann auch gar nicht erst zum Arzt müsste, ging sie mit ihrer Spinnenmama natürlich regelmäßig zum Impfen in die Arztpraxis. Leider war sie trotzdem oft krank, denn ihr Immunsystem war einfach kein besonders gutes – vermutlich erblich bedingt. Sapientia wusste, dass einige ihrer Vorfahren auch oft schwer krank gewesen waren, was zu den Zeiten, als sie gelebt hatten, eher früher als später ein Todesurteil war: zu Zeiten als die Spinnenärzte noch nichts von der heilenden Wirkung der antibiotischen Insekteneier wussten, als es teilweise noch weniger Insekten für alle gab als heute – weil sie so viele ihrer Art gewesen waren – und dazu viel mehr natürliche Feinde wie Frösche und Reptilien oder Vögel. Zum Glück konnte ihr heute der Spinnendoktor immer wieder helfen, gesund zu werden; er hatte immer einige der Insekteneier auf Vorrat, und oft gab er ihr sicherheitshalber vorsorglich sogar welche, die Krankheitskeime abtöten würden, die zwar noch gar nicht da waren, sich aber mit Sicherheit dann auch nicht auf ihr ansiedeln würden.

Heute kursierte zwar immer öfters die Behauptung – die komische Käferdame von nebenan war auch dieser Meinung und hat im Vorbeifliegen an einem Wohnzimmer davon wohl sogar schon in der TAGESSCHAU, den Nachrichten der Menschen, gehört, das sei „Pseudo-Sicherheitsdenken nach dem Motto: Wir gehen auf Nummer sicher…“ und würde mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Also, ich vermute eher, dass selbsternannte Wissenschaftler oder Pseudo-Spinnenärzte solchen Unsinn in die Welt bringen, weil sie – obwohl sie zwar studiert haben – anscheinend nicht richtig verstanden haben – dass Impfungen und Antibiotika wichtig sind, um gesund zu bleiben, und unentbehrlich dafür, zu verhindern, dass man noch schlimmer oder immer wieder krank wird.

Der größte Unsinn, der Sapientia zu ihren Sinneshaaren gekommen war, war, dass auch Impfungen nur Pseudosicherheit bieten, weil sie 1. ja immer nur vorsorglich wirkungsvoll sein können, weil es 2. ohnehin viel zu viele Viren gibt, um sich gegen alle, die einem schwachen Immunsystem gefährlich werden könnten, impfen zu lassen, also rechtzeitig Impfstoffe dagegen zu entwickeln, und weil sich 3. Viren wie Bakterien schnell verändern können, so dass entweder der Impfstoff wirkungslos bleibt oder mit der Zeit gar keine Krankheitssymptome mehr auftreten, die Viren also „ungefährlich“ werden würden.
Es gibt sogar einige Verrückte, die behaupten, dass Krankheiten, vor denen Impfungen effektiv schützen, den meisten Spinnen in diesem Garten und allen angrenzenden überhaupt nichts ausmachen sollen – weil Viren in der Natur immer „nur“ sehr kranken und schwachen Individuen, die auch sonst keine großen bzw. langen Überlebenschancen hätten, lebensgefährlich werden. Wie kann man denn so naiv oder dumm sein und das einfach behaupten? Sehen die nicht, wie viele hier – körperlich oder geistig – krank und schwach sind? Nur weil es hier genug Nahrung, sichere, aber auch viele einfach nur schöne Plätzchen gibt, viele andere freundliche Wesen, mit denen man kommunizieren oder sich anderweitig austauschen und aushelfen kann, und momentan keine Gefahr besteht, dass man sein Zuhause verliert, kann sich das doch alles sofort ändern!
Wie oft hatte es Sapientia schon in der klugen Spinnenverwandtschaft gehört? „Vorsorge ist besser als Nachsehen!“
Gut, dass sie heute bei ihrem Spinnenarzt die Möglichkeit zur Gesundheitsvorsorge hat; gut, dass der ihr immer etwas geben kann, Medizin, durch die sie lange gesund (obwohl „am Leben“ vielleicht ehrlicher wäre…) bleibt!

Manchmal hatte sich die kluge Spinne zwar schon gefragt, warum manche Spinnen, die sich nicht einmal mehr impfen lassen und auch sonst Medikamente verweigern, irgendwie nie krank oder viel schneller als sie selbst wieder gesund werden; warum einige davon angeblich sogar keine Angst davor haben, in Kontakt mit ganz neuen, gefährlichen Bakterien oder Viren zu kommen (sie setzen sogar den Begriff „Krankheitserreger“ in Anführungszeichen!). Und ihr war unverständlich, warum es keine Gesundheitsforschung gab – die versuchte, sich Gesunde als Vorbild zu nehmen – und stattdessen nur eine Medikamenten- und Impfstoffforschung… Aber vermutlich war sie zwar eine kluge Spinne, aber einfach nicht klug genug, das zu verstehen.

Und deshalb würde sie vermutlich nicht immer gesund (wer ist schon immer gesund?), aber doch glücklich bis an ihr Ende in einem vor anderen sicheren und auch antimikrobiellen Zuhause leben! Momentan bot ihr die Pfingstrose genug Verstecke und war so gut mit Sonnenlicht, Wasser und Nährstoffen versorgt, dass sie eine sehr gesunde, natürliche Abwehr gegen das Wachstum oder die Vermehrung von Bakterien, Viren oder Pilze hatte, und die dadurch verhinderte, dass diese Sapientia gefährlich werden konnten. Sobald sich daran allerdings etwas ändern sollte, würde sie sich natürlich ein neues, sichereres Zuhause suchen, vor allem in ausreichendem Sicherheitsabstand zu anderen Lebewesen, die mit weiß Gott was infiziert waren oder ihr anderweitig gefährlich werden konnten. Sicher ist sicher – zum Glück war sie so klug, das zu wissen!

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Dank für das Foto gebührt Mathias Csader, natur-highlights.de, und der Spinne und Pfingstrose in unserem Garten dafür, dass sie mich zu dieser Geschichte inspiriert haben.

„Müssen“ Eltern ihren Kindern ein Haustier erlauben? Und falls ja, macht es eigentlich Sinn, aus Tierliebe ein Haustier in die eigenen vier Wände einziehen zu lassen?

Da unsere lebenswichtigen Körperfunktionen ja automatisch ablaufen (können), müssen wir Menschen im Leben in erster Linie eines: die Konsequenzen dafür tragen, wofür oder wogegen wir uns entscheiden. Wenn mir also jemand erzählt, er/sie „müsste“ etwas tun, sagt mir das also vor allem, dass er/sie nicht die Konsequenzen davon tragen möchte, sich dem zu verweigern. Da ich kürzlich den Satz gehört habe „Irgendein Haustier muss ich den Kindern ja erlauben“, habe ich mich gefragt, wie jemand zu dieser Entscheidung bzw. zuerst einmal auf diese Idee kommt…

Gibt es ungeschriebene Gesetze (von denen ich als Kinderlose nichts weiß), die Mama und Papa vorschreiben, dem Wunsch des Kindes nach einem Haustier nachzukommen? Gilt das einfach deshalb, weil „alle“ anderen auch eins kriegen und er/sie sonst ein schlechter Papa/eine schlechte Mama ist und nicht mehr geliebt wird? Weil er/sie sonst schon so viel verbietet? Weil er/sie denkt, es sei wichtig für die Entwicklung eines Kindes, mit „Hilfe“ eines Haustieres Verantwortungsbewusstsein zu lernen? Weil es den Bezug zur Natur fördert und Kinder dadurch lernen, dass nicht jede/r dieselben Bedürfnisse hat? Ich wünschte, meine Erfahrungen würden mich überzeugen, dass Letzteres der Grundgedanke dahinter wäre – dann wäre wenigstens der ein sinnvoller…

Ich bin nicht generell gegen die Haltung der meisten Haus- und/oder Heimtiere; aber meine Liebe zu Tieren und zu Freiheit bzw. Freiwilligkeit lässt sich einfach nicht gut mit der Haltung in Käfigen oder innerhalb von Wänden vereinbaren. Da wir Menschen uns einen sehr unnatürlichen Lebensstil, sehr entfernt von der Natur, angewöhnt haben, sehe ich immer mehr Schwierigkeiten darin, Tieren eine möglichst artgerechte Umgebung bieten zu können, in der Tiere die Möglichkeit haben, ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben, die für ein gesundes Leben essenziell sind. Ich würde heute also sagen: Ich bin aus Tierschutzgründen prinzipiell dagegen; ABER
Ich sehe immer wieder Menschen und Tiere zusammen, die auf mich den Eindruck machen, als wären sie ein unschlagbares Team, Zwei (oder Mehrere), die zusammen gehören, die beide (alle) vom Zusammenleben in dieser „Beziehung“ mehr profitieren als einseitig Zugeständnisse machen zu müssen und eventuell darunter zu leiden. Ich würde mir nicht anmaßen wollen, diese nur aus Prinzipientreue zu verurteilen oder sogar verbieten zu wollen. Ob Kinder zu solch einer Beziehung fähig sind, lässt sich leider nur dadurch herausfinden, dass man es sie ausprobieren lässt… zum Leidwesen vieler Tiere, die trotz viel Aufklärungsarbeit und Vorüberlegungen immer noch in Müllkontainern entsorgt werden, im Tierheim landen, ausgesetzt oder zwar weiterhin versorgt werden, aber irgendwann vielleicht einsam und in ihren eigenen Fäkalien vor sich hinvegetieren. Wünschen würde ich mir zwar, dass man diese sich in regelmäßigen Abständen wiederholenden Dramen endgültig aus der Welt schaffen könnte; aber ich bin gegen Gesetze, die natürliche Bedürfnisse der Menschen zu verbieten versuchen: und vermutlich hat so gut wie jedes Kind dieses Bedürfnis nach einem oder mehreren tierischen Begleitern oder nach einem lebendigen Wesen, um das es sich kümmern kann. Spannend finde ich persönlich, dass nur wenige Kinder dieselbe Erfüllung durch andere, kleinere Kinder finden – aber darum soll es hier nicht gehen.

Im Sinne der gesunden Entwicklung von Kindern sollte das Sicherheits-Bedürfnis (nach einem treuen Freund) oder das „Helfersyndrom“, also das soziale Bedürfnis, sich um andere zu kümmern, von Kindern auf keinen Fall mit Gewalt oder Verboten unterdrückt werden. Der Fokus auf ein bestimmtes Haustier könnte allerdings umgelenkt werden – es müssten also für die „Bedürfnisbefriedigung“ von Kindern nicht unbedingt Tiere herhalten, die heute meistens in Käfigen gehalten werden („müssen“).
Trotzdem scheinen vielleicht einige, vielleicht mehrere, vielleicht die meisten Kinder ihre Eltern immer noch früher oder später von der „Alternativlosigkeit“ eines eigenen Haustieres überzeugen zu können – wie ich selbst es vor vielen Jahren einmal bei meinen Eltern geschafft habe. Heute zeugt es in meinen Augen von sehr wenig Verantwortungsbewusstsein (nicht nur gegenüber Tieren), wenn Eltern ihren Kindern die vielleicht erste Verantwortung im Leben relativ oder komplett alleine überlassen: Ich z.B. musste nur versprechen, mich um alles, was mein Kaninchen betraf, zu kümmern – was ich mir mit meinen 9 Jahren natürlich voll zutraute. So wie vermutlich alle Kinder, die sich ein Haustier wünschen. Ich erkläre mir das blauäugige Verhalten meiner Eltern heute lieber damit, dass ich ihr erstes Kind war und sie auch erst lernen „mussten“, wie viel Verantwortungsbewusstsein sie ihrem Kinde zutrauen können, als damit, dass sie überhaupt nicht über das Wohl von Tieren nachgedacht haben. – Vielleicht frage ich sie irgendwann einmal danach…?
Im Nachhinein würde ich sagen, dass „Stupsi“ einige schöne, ereignisreiche Jahre bei mir hatte – sie war ein Stallkaninchen von einem Bauernhof, allerdings kein großer „Stallhase“, sondern ein Zwergkaninchen; sie lebte anfangs mit ihrem, fälschlicherweise als Schwester abgegebenen, Bruder (der ein Aggressionsproblem hatte und meinen Bruder so sehr attackierte, dass er ihn schweren Herzens zum Bauernhof zurückbrachte); danach wechselten Zeiten alleine mit WG-Zeiten ab: einer längere (bis zu dessen Tod) mit einem älteren Kumpel, der seinen vorigen verloren hatte und keinen neuen bekommen sollte, außerdem kurzzeitig eine mit einem gefundenen Feldkaninchenbaby, und ihre letzten 2 bis 3 Jahre wieder alleine in einem selbstgebauten Stall im Garten. Sie hatte viel Freilauf, weil sie den Garten nie verlassen, sondern sich bei Gefahr (z.B. in Form von Nachbarkatzen) höchstens zurück in ihren Käfig geflüchtet hat; ich habe mit ihr Ausflüge in den Wald gemacht und oft auf die Nachbarwiese, von der sie mir – auch über die kaum befahrene Straße – immer zurück nach Hause gefolgt ist, wenn ich genug Löwenzahn- und Klee für sie gepflückt hatte. Sie durfte in der kalten Jahreszeit oft in die Wohnung (und Telefonkabel anknabbern) – obwohl ich damals noch nicht davon gehört hatte, dass Kaninchen auch lernen können, ein Katzenklo zu benutzten, sondern in Kauf nahm, hinterher Urinecken sauber zu schrubben und ihre „Hasenknödel“ einzusammeln. Aber sie lebte eben, bis ich 15 war – und ab 13 hatte ich als Teenager einfach ziemlich viele andere, neue Interessen…

Die Lebenserwartung eines Tieres ist also ein Faktor, der in jedem Fall immer mit berücksichtigt werden sollte, wenn jemand aus Tierliebe ein Tier bei sich einziehen lassen und ihm/ihr ein möglichst artgerechtes Zuhause einrichten möchte. In die Zukunft schauen lässt sich immer schwer, vor allem, wenn es sich um viele Jahre oder sogar Jahrzehnte (wie bei vielen Vögeln oder Reptilien) handeln kann – und vermutlich können bzw. wollen die wenigstens Menschen, die ehrlich zu sich selbst sind, gar nicht so lange in die Zukunft mit einem Tier planen. Relativ kurzlebige Haustiere wie Hamster oder andere nachtaktive Lauftiere können eigentlich gar nicht artgerecht gehalten werden – sie sind zwar Einzelgänger, also außer zur Fortpflanzung nicht unbedingt auf Sozialkontakte angewiesen, beschäftigen sich dafür aber vermutlich in ihrer natürlichen Umgebung – während sie große Strecken zurücklegen – mit vielerlei, abwechslungsreichen Dingen, die wir ihnen in einem Zimmer nie bieten könnten; Mäuse und Ratten, die auch keine sehr lange Lebenserwartung haben und vermutlich mehr Spaß an Sozialkontakten mit Kindern und Beschäftigung während des Tages hätten, stinken vielen schnell zu stark, und sie sind vermutlich auch nicht glücklich, wenn nicht mindestens noch ein paar Artgenossen in ihrer Nähe sind – ich muss sagen, die Auswahl an „geeigneten“ Haustieren für Kinder im Sinne von Tierliebe ist ziemlich mau.
Außerdem denken vermutlich die wenigsten Eltern und Kinder daran, wie viele Tiere heute unter elenden Zucht- und Transportbedingungen leiden müssen, wie viele, v.a. der Nachwuchs exotischer Tiere, zum Teil illegal in der freien Natur eingefangen werden, wie viele auf dem Weg zu einem „Züchter“, in eine Zoohandlung, oder dort vor Ort sterben, damit viele andere verkauft werden können. Solange es eine Nachfrage nach diesen Tieren gibt, solange Menschen diese Tiere auch immer wieder retten wollen, werden neue „nachproduziert“ werden und auf der Strecke bleiben, das sollte jedem Tierfreund bewusst sein. Auch Tierheime „profitieren“ paradoxerweise ja von Tierleid, weil es sie ohne hilfsbedürftige Tiere gar nicht gäbe – daher ist auch mein Verhältnis zu Tierheimen heute sehr zwiespältig. Ich habe aber beschlossen, mir kein abschließendes Urteil darüber zu bilden, wer warum welche Tiere halten möchte. Die Rettung eines Tieres birgt oder verursacht vielleicht sogar das Leid eines anderen – zumindest so lange irgendjemand Geld dafür bezahlt und jemand anderes daran verdienen kann. Jede/r kann daher nur für sich selbst entscheiden, was er/sie verantworten möchte, wem er/sie helfen möchte, ob ein eigenes Haustier für das Kind sinnvoll ist. Aber dazu braucht es Informationen und Vorüberlegungen, also ein bisschen Zeit…

Ich selbst bin übrigens seit mehr als 20 Jahren nicht mehr von alleine auf die Idee gekommen, ein Haustier halten zu wollen… Aber … 2007 hatte die damalige Nachbarkatze kurz vor ihrer Kastration einen „Ausreißer-Unfall“ mit ungeplantem Nachwuchs, so dass meinen Ex-Freund heute noch „unsere“ 2 Katzen begleiten. Und vor 2 Jahren habe beim Einzug in mein jetziges Zuhause die Hündin meines Freundes sozusagen mit-adoptiert – nach gemeinsamer Absprache haben wir sie, weil sie mit ihren epileptischen Anfällen und Diabetes vielleicht keinen Umzugsstress in ein komplett fremdes, neues Zuhause überlebt hätte, von einer Freundin übernommen, die sie schweren Herzens abgeben musste. Ich bestreite nicht, dass ich damit ein Helfersyndrom auslebe (für das ich immer wieder ziemlich viele Kompromisse eingehen muss, die ich freiwillig, ohne meine Verantwortung für ein Tier zu berücksichtigen, nicht eingehen würde…). Viel lieber würde ich mich oft aus der Verantwortung stehlen und meine Tierliebe einfach in stiller Bewunderung der Natur, in meiner Faszination für Tiere und für ihre unterschiedlichen Überlebensstrategien ausleben! Blöderweise haben Menschen mit ihrem Bedürfnis, Tiere zu domestizieren, es geschafft, dass heute nicht nur die Natur und Wildtiere viel Hilfe brauchen, sondern zusätzlich unsere sogenannten Haustiere, „Nutz“- und Heimtiere.

Zum Schluss also meine prinzipielle Meinung zur Haltung von Heimtieren (zu „Nutztieren“ fällt mir bestimmt ein anderes Mal etwas ein, und zu den vielen anderen Möglichkeiten, Tieren zu helfen, z.B. Wildtiere mit Futter, Wohnräumen und Brutplätzen zu versorgen oder ihre Lebensräume zu schützen, bestimmt auch):
Hund und Katze oder auch Ratten, Mäuse und andere Tiere, die in der Evolution freiwillig die Nähe des Menschen gesucht haben, fühlen sich vermutlich auch als Haustiere in Wohnräumen und auch als Begleiter von Kindern am wohlsten, können also relativ artgerecht gehalten werden, wenn ihre individuell unterschiedlichen Bedürfnisse nach geschützten Plätzchen, artgerechter Nahrung, Bewegungsraum und Beschäftigung sowie Sozialkontakten berücksichtigt werden. Kaninchen und Meerschweinchen und alle Tiere, die am liebsten in Gruppen mit Artgenossen leben, sind eher was für Kinder, die viel Platz für sie zur Verfügung haben, am besten mit Gartenanbindung, und die vor allem Spaß daran haben, Freigehege und Beschäftigungsmöglichkeiten für ihre Tiere zu basteln und die Tiere dann bei der Nutzung zu beobachten, statt sie herum zu tragen und mit ihnen spielen und kuscheln zu wollen.
Diverse Tierarten können also bestimmt auch in Obhut eines Menschen ein glückliches, gesundes Leben führen. Im Sinne des Tierwohls, aber auch, um ihre Kinder nicht irgendwann mit Schuldgefühlen zurück zu lassen, „müssten“ sich Eltern allerdings ehrlich damit auseinandersetzen, welches Tier zu den eigenen Kindern und zum eigenen Lebensstil passt. Viele Informationen dazu finden sich auf den Websites diverser Tierheime oder Tierschutzvereine, z.B. https://www.tierschutzbund.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Broschueren/Welches_Tier_passt_zu_mir.pdf. Wenn, auf welchen Wegen auch immer, doch einmal ein Tier ungeplant eingezogen ist, das einer Art angehört, von der man eigentlich noch gar nichts weiß oder mit deren Haltung man sich noch gar nicht auseinandergesetzt hat, liefern bestimmt nicht nur Biologen gerne Informationen, welche natürlichen Bedürfnisse erfüllt werden müssten, um die Voraussetzungen zu schaffen, dem Tier ein gesundes und vielleicht auch glückliches Leben zu ermöglichen.

WAS BRAUCHT (M)EIN TIER FÜR EIN GESUNDES LEBEN?

Gesundheit ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation der „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“.
Auf das Leben unserer Tiere würde ich sie so formulieren: „wenn sie keine körperlichen Schmerzen und/oder „Unpässlichkeiten“ haben, sich (geistig) zufrieden fühlen und keinen Stress im Allein- oder Zusammensein mit anderen (Artgenossen, anderen Tieren, Menschen) haben.“

Hm, für mich klingt das insgesamt leider ziemlich „schwammig“, wenn man genauer wissen will, WAS DENN GENAU JETZT NUN GESUND ODER GESUNDHEITSFÖRDERLICH IST…
Es erklärt aber wohl auch, warum es so unendlich viele unterschiedliche Meinungen und Empfehlungen gibt.
Als Tierhalter/in, der/die etwas für die Gesundheit des Haustieres tun möchte, kann man ziemlich schnell überfordert und frustriert sein von all den Informationen, die oft so widersprüchlich erscheinen.
Berücksichtigt man aber, dass Wohlbefinden etwas sehr Subjektives ist, wird eigentlich schnell klar, dass man, will man Gesundheitsvorsorge betreiben, FÜR DAS EIGENE TIER herausfinden muss, was IHM (IHR) gut tut und SEINE (IHRE) Gesundheit fördert und was nicht: Genauso wenig wie Menschen sind alle Tiere einer Art gleich, und was der eine mag oder der einen hilft, damit fühlen sich nicht gleichzeitig und immer auch alle anderen wohl.

Vermutlich kennen die meisten Tierhalter viele Anzeichen, wann es ihrem Tier gut geht und wann nicht, was ihm gut tut und was nicht. Leider übersehen sie dabei häufig mindestens einen der drei „Wohlfühlfaktoren“: KÖRPER, PSYCHE und SOZIALLEBEN.
Mir ist bewusst, dass der Begriff Psyche für Tiere umstritten ist; deshalb kann er gedanklich auch mit KOPF- oder GEHIRNTÄTIGKEIT ersetzt werde, auch wenn dadurch vielleicht die enge Verknüpfung mit GEFÜHLEN verloren geht.
Jedenfalls schafft man aus ganzheitlich orientierter Sicht die besten Voraussetzungen für eine dauerhafte Gesundheit des Haustieres, wenn jeder dieser drei Bereiche (mit entsprechender „Nahrung“) versorgt und keiner stark vernachlässigt wird, während man sich zu einseitig um einen anderen kümmert.

Je nachdem, wo und wie ein Tier lebt, was seinen individuellen Tagesablauf bestimmt, hat es sehr unterschiedliche (körperliche, geistige, soziale) Bedürfnisse, um sich in seiner Situation wohlzufühlen: Ein Tier, das viel (geistig und/oder körperlich) beschäftigt wird, braucht einerseits genug Nährstoffe bekommt, um Körper und Gehirn ausreichend zu versorgen, andererseits auch genug Möglichkeiten für Ruhe- und Erholungsphasen. Ist ein Tier ständig unter Menschen oder anderen Tieren (Sozialpartnern), braucht es vermutlich auch mal Zeit und Möglichkeiten, sich alleine zurückzuziehen und auszuruhen. Und wessen Tier viel alleine ist, ist vermutlich für jede Beschäftigungsmöglichkeit (z.B. Nahrungssuche, Dinge zum Erkunden) dankbar.

Es ist also meiner Erfahrung (mit Katzen, Hunden und verschiedensten anderen Kleintieren) nach die Kunst, eine BALANCE zwischen ZU VIEL DES EINEN und ZU WENIG EINES ANDEREN zu finden, ein ZU VIEL möglichst bald wieder AUSZUGLEICHEN, die das eigene Tier dauerhaft gesund hält. Wenn am Ende (möglichst jeden Tages) eine ausgeglichene Ruhe, herrscht, sozusagen ein körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden, kann ein Organismus genug neue Kraft schöpfen, den nächsten Tag ebenso zu bewältigen.

Extreme sind auch in der Natur eher lebensfeindlich und selten beständig. Irgendwann sorgt in jedem gesunden Organismus sozusagen ein Gegengewicht wieder für einen Ausgleich: Auf (An-)Spannung folgt Entspannung , nach der (Futter-)Jagd wird verdaut und geruht, auf einen erlebnisreichen Tag folgt tiefer Schlaf, auf Freiheitsdrang oft die Suche nach einem sicheren Plätzchen etc.

Als Tierhalter/in hat man im täglichen Zusammenleben viele Möglichkeiten, das eigene Tier zu beobachten, die eigenen Beobachtungen und Schlüsse immer wieder zu hinterfragen, also auch mal die Sichtweise anderer hinzuziehen oder Dinge zu verändern und neue auszuprobieren, sich zu informieren und jeden Tag etwas dazuzulernen, was dem Wohlbefinden des Haustieres, also seiner Gesundheit, dienen kann.
Vor allem, wenn das Tier dann doch mal krank wird.
Überreaktionen/Allergien, Unverträglichkeiten/Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, Heißhungerattacken oder viele andere Verhaltensauffälligkeiten, diverse Mangelerscheinungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden u.v.m. zeigen nämlich recht deutlich, dass ihm jetzt etwas fehlt (oder auch zu viel ist) und es etwas anderes gebraucht hätte. Und dass es Zeit ist, etwas zu ändern, vielleicht nach Ursachen, aber vor allem nach den Dingen zu suchen, mit denen es dem Tier wieder besser/gut geht.

Davon dass Tiere schon sehr früh signalisieren können (v.a. mit Körpersprache – Haltung, Gebärden, Mimik -, Tönen oder auch Gerüchen), wenn ihnen etwas fehlt oder zu viel ist, wir also die Möglichkeit haben, sehr früh darauf zu reagieren, und wie spannend die Kommunikation zwischen Tier und Mensch sein kann, schreibe ich bestimmt ein nächstes Mal.

Wieso ist/wird mein Tier krank und wie wird es wieder gesund? oder (M)Ein Bild von Krankheit und Heilung

Als Biologin habe ich gelernt, dass sich Zellen lebendiger Wesen täglich erneuern, im Laufe der Zeit also ganze Organe, und dass angeblich nach etwa 7 Jahren der gesamte Organismus keine der ursprünglichen Zellen mehr „besitzt“. Daher habe ich mich schon oft gefragt, warum Menschen und Tiere nicht wie nach Verletzungen auch bei allen Krankheiten mit der Zeit heilen. Und ich habe bis heute noch keinen Gegenbeweis dafür gefunden, dass das möglich ist. Wenn die Ursache der Erkrankung beseitigt ist. Denn selbst das Argument, dass etwas genetisch bedingt und daher unmöglich zu ändern sei, ist durch (epigenetische) Forschungsergebnisse stark ins Wanken gekommen. Nicht alles, was in den Genen verankert liegt, hat auch körperliche Folgen. Weil lebende Organismen „regeln“ oder vielmehr dabei beeinflusst werden können – u.a. durch Ernährung, Bewegung, selbst psychosomatisch – , welche ihrer Gene „exprimiert werden, also welche ihrer Informationen in einem Organismus überhaupt in Erscheinung treten.

In den letzten drei Jahren hat sich mein Verständnis von Krankheiten enorm gewandelt, und selbst sehr viel von dem, was ich in meinem Biologie-Studium vermittelt bekam, wurde ziemlich auf den Kopf gestellt: Wie Krankheiten entstehen (dazu bestimmt ein anderes Mal mehr), aber auch, wie sie wieder vergehen.
Ich war lange Zeit, wahrscheinlich wie die meisten Menschen, überzeugt, dass man Krankheiten mit Medikamenten heilen kann. Und habe mich gewundert, dass das anscheinend nie bei allen (Tieren wie Menschen) funktioniert. Also habe ich mich intensiv mit Büchern von Ärzt/Innen und Wissenschaftler/Innen auseinandergesetzt, von denen man in den gängigsten Medien kaum etwas (oder noch wenig?) hört oder liest: EpigenetikerInnen, EvolutionsmedizinerInnen, NeurowissenschaftlerInnen. Dass manche von ihnen hin und wieder als „unwissenschaftlich“ betitelt werden, wundert mich nicht; weil sich viele ihrer Erkenntnisse nicht in großen Studien beweisen lassen. Und weil sich deshalb wohl auch viele renommierte Zeitschriften weigern, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen.
Darin kommt immer wieder die Einzigartigkeit jedes Lebewesens, eben jedes Individuums, zum Ausdruck; also seine jeweils einzigartigen Lebensumstände und Erfahrungen, die auch zu den verschiedensten Krankheitsbildern führen können. Auch Bedürfnisse, hinsichtlich Ernährung, Ruhe, körperlicher und geistiger Auslastung, sind individuell selbst innerhalb einer (Tier-)Art sehr unterschiedlich und können bei Nichterfüllung Krankheitssymptome hervorrufen. Da ein Körper aber nicht unendlich viele Organe hat, in denen sich diese zeigen können, leiden Menschen wie Tiere aus den unterschiedlichsten Gründen an ähnlichen Beschwerden. Nicht nur die chinesische Medizin behandelt auf dieser Grundlage ja schon lange Zeit erfolgreich; und ich habe endlich verstanden, warum in unserer westlichen Schulmedizin ein Mittel, das dem einen hilft, die Leiden einer anderen unter Umständen sogar verschlimmern kann. Weil dieselben oder ähnliche Krankheitssymptome oft nicht Ausdruck derselben Ursache sind. Weil eine Heilung nur möglich ist, wenn eine Krankheitsursache beseitigt ist. Weil Medikamente stark in natürliche (Heilungs-)Prozesse eingreifen oder diese sogar behindern können. Weil die Psyche einen enormen Einfluss auf ein Krankheitsgeschehen hat, auf seine Entstehung und Heilung. Weil in der Medizin oft zu einseitig gedacht und behandelt wird.
Medikamente können alle möglichen Symptome unterdrücken oder Fehlfunktionen ausgleichen, die Organismen zeigen, wenn sie nicht gut – also artgerecht, entsprechend natürlicher Bedürfnisse, aber auch entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse – versorgt sind. Sie können einen Körper abhängig von ihrer Wirkung machen. Aber sie können ein Tier nicht gesund machen. Weil sie keine Ursachen beseitigen, Körper nicht dazu bringen können, Mängel oder Überversorgungen wieder eigenständig auszugleichen.
Ein gesunder Organismus ist in der Lage, auch über lange Zeit ohne Symptome, die auf eine Krankheit hindeuten, zu funktionieren. Auch wenn seine Lebensbedingungen nicht optimal sind. Weil es in der Natur immer wieder Zeiten des Mangels und des Überflusses gab und gibt. Arten, die sich daran nicht angepasst haben, sind entweder ausgestorben oder leben nur auf territorial sehr begrenzten Gebieten, in denen sich die Lebensbedingungen nie stark ändern. Viele unserer Haustiere sind allerdings über die ganze Welt verbreitet, müssen aus biologischer Sicht also enorm anpassungsfähig sein. Meine Beobachtungen und Erfahrungen bestätigen das immer wieder. Während meiner Arbeit im Tierheim und auch mit Wildtieren habe ich mich oft gewundert, dass trotz des täglichen Stresses so viele Tiere keine Anzeichen von Krankheiten aufweisen. Dass sie sich mit der Situation abfinden oder einfach eine gewisse Zeit durchhalten. Die aber, davon bin ich überzeugt, ihre Spuren hinterlässt; wenn auch äußerlich nicht sofort sichtbar.
Auf der anderen Seite habe ich immer wieder auch sehr kranke Tiere gesehen, die in einem neuen Zuhause gesund wurden. Habe von fast unglaublichen Heilungen gehört und gelesen. Unglaublich deshalb, weil wohl den wenigsten Menschen bewusst ist, welch enormes Heilungspotenzial die Natur Lebewesen mit auf den Weg gegeben hat.
Aber genauso selten wird man auch der vielfältigen Gefahrenquellen gewahr, die es für ein gesundes Leben gibt. Weil nicht alle sofort eine gesundheitliche Auswirkung zeigen. Weil kurzzeitig die meisten Lebewesen jede Art von gesundheitlichen Stressfaktoren gut verkraften. Weil Warnzeichen übersehen oder missachtet werden, dass etwas dauerhaft die Gesundheit schädigt.
Unsere Haustiere können uns nicht sagen, ob ihnen etwas fehlt oder ob etwas zu viel für sie ist. Und viele Menschen kennen vielleicht nicht einmal ihre anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Wissen nicht, dass Tiere mit ihrem Körper und Verhalten zeigen können, wenn sie gestresst oder körperlich und geistig unterfordert sind, Schmerzen oder Angst haben, unausgewogen ernährt werden, um nur einige zu nennen. All das macht auf Dauer nicht nur Menschen krank.

Um also Krankheiten vorzubeugen, Ursachen bestehender Erkrankungen aufzuspüren und im besten Fall zu beseitigen oder Nebenwirkungen von Medikamenten, auf die ein Tier schon angewiesen ist, gering zu halten, kann es enorm hilfreich sein, die dahinter liegenden biologischen Vorgänge zu verstehen. Zu lernen, Verhaltensweisen aus biologischer Sicht zu beobachten und zu deuten. Sich intensiv und dauerhaft mit seinem Tier zu beschäftigen, neue Dinge auszuprobieren. Um jede Heilung bestmöglich zu unterstützen.

Auf den Hund gekommen und Warum es jetzt an der Zeit für mich ist, Tiergesundheitsberaterin zu sein


2018 habe ich meinen ersten Hund bekommen. Haben wollte ich nie einen. Obwohl ich im Grunde alle Arten von Tieren liebe, habe ich mich lange Zeit eher als Katzenmenschen beschrieben. Und auch viele Jahre lang zusammen mit Katzen gelebt. An den Katzen als Begleiterinnen des menschlichen Lebens mag ich einfach besonders, dass sie auch mal ihre eigenen Wege gehen. Solange man ihnen in Form von Freigang die Möglichkeit dazu gibt. Weil ich dann ein bisschen verschnaufen kann von der Verantwortung, die ich mir mit der Haltung eines Haustiers „aufgeladen“ habe. So geht es mir wirklich. Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass es „meinem“ Tier gut geht. Ich bin verantwortlich dafür, dass es etwas und was es im Fress- und Trinknapf vorfindet. Dass es seine sonstigen alltäglichen Bedürfnisse ausleben kann, Ruhe- und Rückzugsplätze findet. Dass es Beschäftigung und Abwechslung in seinem Leben hat, also einerseits lernt, mit neuen Situationen umzugehen, es andererseits aber auch Routinen gibt, auf die es sich verlassen kann. Dass ich sehe, wenn ihm etwas fehlt oder es ihm schlecht geht. Dass es versorgt ist, wenn ich unterwegs bin und es nicht mitnehmen kann.
Ein Rudeltier wie den Hund also bei mir einzuquartieren, war mir nie in den Sinn gekommen. Weil der ja eigentlich immer und überall dabei sein will. Im letzten Jahr habe ich mich dann zusammen mit dem Einzug ins Haus meines Freundes auch für Peppie entschieden. Die 13-jährige Australian Terrier-Hündin mit mehr als einer Macke – z.B. Trennungsängsten und Angstaggression, Neigung zu epileptischen Anfällen und vor gut 2 Jahren diagnostiziertem Diabetes -, die er nach Absprache mit mir von einer Freundin adoptiert hatte und die fast zeitgleich mit mir bei ihm einzog. Ideal als Anfängerhund! Zumindest für mich! Um endlich die theoretischen Weisheiten in Sachen Tiergesundheit, die ich mir schon seit Jahren oder fast Jahrzehnten anlese und anhand meiner Beobachtungen während meiner Arbeit mit Tieren überprüft und auch immer wieder hinterfragt habe, praktisch am eigenen Tier im privaten Alltag anzuwenden. Ideal, um zu erfahren, dass Theorie und Praxis so sehr auseinanderklaffen können. Ideal, um an dem, was man bisher weiß, zu scheitern, Alternativen zu suchen, neue Ideen zu entwickeln und anderes zu versuchen. Und aus den Erfolgen, aber vor allem den Misserfolgen zu lernen.
Ich habe lange gebraucht, um mir jetzt so sicher zu sein, dass ich auch Ihrem Tier helfen kann. Mit meinem biologischen Hintergrundwissen und meinen beruflichen Erfahrungen mit Haus- und Wildtieren, die im Tierheim oder Gefangenschaft unter enormen Stressbedingungen leben oder gelebt haben. Ich habe erlebt, wie kleine Veränderungen in der Tierhaltung oder auch im eigenen Verhalten dem Tier gegenüber große Auswirkungen auf Tiere haben können, wie anders, munterer, aufgeweckter, vielleicht fröhlicher Tiere wirken können, wenn sie ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können. Wie sehr sich ein anderes Futter auf den Gesundheitszustand eines Tieres auswirken kann. Wie unnötig manchmal Medikamente sein können, wenn man etwas anderes versucht.
Ich habe meine Arbeit im Tierheim aufgegeben, wo Vorschriften und Tierärzte bestimmen, wie den Tieren ‚geholfen‘ wird. Wo mir fast keine Möglichkeit gegeben wurde, auf zum Teil sehr individuelle Bedürfnisse von Tieren einzugehen. Ich bin überzeugt, dass nur die Menschen, die die meiste Zeit mit einem Tier verbringen, dem Tier wirklich helfen können. Weil sie sein Verhalten in verschiedenen Situation am Genauesten beobachten und Schlüsse daraus ziehen können, die zur Beurteilung einer Krankheit oder eines auffälligen Verhaltens wichtig sind. Aber ich stelle leider auch immer wieder fest, dass viele Tierhalter ihre Tiere zu sehr vermenschlichen, d.h. ihre Verhaltensweisen und auch Krankheitszeichen zu sehr aus menschlicher Sicht deuten. Genau hier sehe ich meine Chance, meine Aufgabe. Ich kann Ihnen mit Rat und bestimmt auch mancher Tat zur Seite stehen, wenn Sie dafür sorgen möchten, dass Ihr Tier ein möglichst gesundes, zufriedenes Leben führt. Ich freue mich darauf!