Was ich bisher von Tieren gelernt habe II: Kätzisch I – Erstbegegnungen

Schon als Kind hatte ich nicht das Gefühl, einen „ständigen Begleiter“ wie den Hund zu brauchen, sondern habe immer eher den Kontakt zu Katzen gesucht und ihnen in frühen Jahren meine Gesellschaft und Nähe vermutlich öfters „aufgezwungen“, als ihnen eigentlich lieb war. – Zumindest wenn sie es, nachdem ich vielleicht einfach die Schnellere war, nachgiebig toleriert und mich nicht frühzeitig in meine bzw. ihre Grenzen gewiesen haben.

Heute nähere ich mich Katzen sehr viel respektvoller. Nicht nur, weil es mir von den Katzen persönlich beigebracht wurde, ich es aus also aus schmerzhafter Erfahrung gelernt habe, sondern weil mir heute bewusst ist, dass Tiere wie Menschen eine Persönlichkeit besitzen und ich ihnen daher auch Persönlichkeitsrechte einräume. Ich lasse mich auch nicht gerne ungefragt von Fremden anfassen lassen, nur weil die mich süß finden!


Weil es vielen Tieren nicht ausreicht, mit ihren Augen zu beurteilen, ob sie Körperkontakt zulassen möchten, und obwohl sie keinen Begrüßungs-Handschlag kennen, habe ich mir angewöhnt, mich ihnen möglichst langsam bis auf ein paar Schritte zu nähern, mich auf ihre Augenhöhe zu begeben, d.h. in die Hocke zu gehen, und ihnen erst einmal vorsichtig eine Hand, bzw. meinen HandRÜCKEN entgegen zu halten. Das erscheint mir als freundlichste Variante, seitdem ich einmal gelesen habe, dass die geöffnete Hand eines Menschen für eine Katze, aber auch für viele andere Tiere, bedrohlich wirken kann.

Viele Katzen, die mir in meinem Leben begegnet sind, sind ziemlich schnell auf dieses „Freundschaftsangebot“ eingegangen. Für die meisten, die schon länger mit Menschen zusammen leben und noch keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, ist das vermutlich der „Startschuss“ zur Kraul- und Streichelmassage – sie leisten ihm oft schnurrend, unter Frontalannäherung, Folge!

Etwas unsicherere Vertreter der Art Felis silvestris catus wählen zur eigenen Absicherung statt des Schnurrens auch mal ein Fauchen während sie sich selbst – Flanke voran – nähern, so dass man als „Handanlegerin“ darauf aufmerksam gemacht wird, sorgsam auf den Moment zu achten, zu dem die Unsicherheit in Ablehnung umschlägt, die Katzen oft mit dem Einsatz ihrer Krallen betonen

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Eigentlich sollte man ja bei jedem Kennenlernen nichts überstürzen; aber bei Liebe auf den ersten Blick oder einfach großer Begeisterung für das Gegenüber fällt es vermutlich vielen Menschen schwer, sich selbst im Zaum zu halten. Vielleicht hat uns unsere Kultur in dieser Hinsicht etwas von unserer natürlichen Scheu vor Fremden genommen und „unvorsichtiger“ gemacht?
Auf jeden Fall erinnern uns viele Katzen „zum Glück“ auf ihre persönliche, leider für uns oft schmerzhafte und blutige, aber dadurch sehr nachhaltige, Art und Weise immer mal wieder daran. Wer weiß, wie oft ich – durch diese Übung im Umgang mit Katzen – in anderen Situationen schon davor bewahrt wurde, übereilt zu handeln? (Leider nicht oft genug; aber das ist eine bzw. sind vermutlich viele andere Geschichten…) 😉

Es steht auf jeden Fall fest, dass Katzen zumindest VERSUCHEN, mit uns zu kommunizieren, bevor sie ihren „Worten Taten folgen lassen“, mal mehr mal weniger geduldig; und mal mehr, mal weniger von Erfolg gekrönt.
Ich empfinde es immer wieder als große Bereicherung in meinen Beziehungen zu Katzen, wenn ich das Gefühl habe, es geschafft zu habe, mich ihnen verständlich zu machen (mit Worten oder anderen Tönen und Geräuschen, Mimik und Körperhaltung oder Gesten und Verhaltensweisen), oder sie – anhand ihrer Mimik und Körpersprache, ihrem Verhalten, ihren Lauten oder auch mal intuitiv – zu verstehen!

Auch sie verstehen unsere Sprache ja nicht intuitiv, instinktiv, scheinen sich aber sehr viel Mühe dabei zu geben (immerhin geht es ja oft ums eigene Überleben, also eine Futterquelle!), unsere Worte und unser Verhalten im Gesamtzusammenhang von Situationen zu deuten.
Umgekehrt können wir die Sprache(n) der Tiere genauso lernen – vor allem durch genaue Beobachtung in den unterschiedlichsten Situationen. Und wenn wir Menschen tatsächlich die intelligentere Spezies sind, bin ich der Meinung, dass es vor allem unsere Aufgabe ist, entstandene und immer wieder neu entstehende Missverständnisse auszuräumen!

Dass es davon viele zu geben scheint, davon „erzählen“ mir die vielen (zunehmenden?) Probleme im Zusammenleben mit Katzen, in erster Linie Verhaltensauffälligkeiten und chronische (Stress-)Erkrankungen.

Nicht nur die bieten mir ausreichend Material für noch viele neue Blogartikel – bis zum nächsten also! 🙂