Der Mai ist noch nicht gekommen…

… aber die Bäume schlagen schon fleißig aus!
Und auch am Boden ist draußen in der Natur schon wieder viel Farbe eingekehrt. Mit dem sprießenden Grün bietet sich die großartige Möglichkeit, auch Tiere im Haus daran teilhaben zu lassen. Mein Botanikerherz schlägt immer ein bisschen schneller, wenn ich beobachten kann, wie sehr viele der Tiere, die an ein Leben in Häusern gewöhnt sind, die Schätze der Natur zu genießen scheinen!

Die Gesundheit von Kaninchen und Nagern, Sittichen und anderen Papageien oder Kanarienvögeln sowie von Schildkröten und Echsen profitiert besonders von den wertvollen Inhaltsstoffen frischer (Wild-)Kräuter. Aber auch Hund und Katzes Speiseplan lässt sich – genau wie unser menschlicher – mit so einigen vitamin- und mineralstoffreichen, entgiftenden, blutreinigenden, verdauungsfördernden, beruhigenden, … Kräutlein ergänzen.
Ich weiß, wie umstritten es z.B. ist, Katzen Gras zu geben. Horrorgeschichten von im Nasen- oder Rachenraum festsitzenden Halmen kursieren fleißig und ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, dass meinem Kater nach ein paar Tagen Husten ein Halm aus der Nase kam. Ich habe noch nie gehört, dass eine Katze an einem Grashalm gestorben wäre oder bleibende Schäden davongetragen hätte; ich vermute eher an den Versuchen, den Fremdkörper mit künstlichem Eingriff entfernen zu wollen anstatt auf die Fähigkeit eines Körpers zu vertrauen, diesen selbst langsam wieder heraus zu befördern. Ich kann die Vorbehalte gegen das Grasfressen verstehen. Aber ich halte die damit verbundenen Risiken für so gering, dass ich diese natürliche Verhaltensweise lieber selbst mit beeinflusse, in dem ich meinen Katzen frisches, zartes Gras zur verfügung stelle statt zu wissen, dass sie sich draußen, am Straßenrand, auf jeden der oft wenigen verfügbaren Halme stürzen.
Genauso umstritten wie die Grasfütterung sind die Gründe, warum Katzen überhaupt das natürliche Bedürfnis haben, Gras zu fressen. Vielleicht um mit den Fasern auch Würmer auszuscheiden, vielleicht um einen Brechreiz auszulösen, weil ihnen etwas im Magen Probleme macht, vielleicht wegen der Folsäure oder des Chlorophylls. Vielleicht auch nur, weil es ihnen irgendwie Spaß macht und gut oder zumindest nicht schlecht tut. Vielleicht von allem ein bisschen. Jedenfalls haben sich nicht nur meine Katzen jedes Frühjahr darüber gefreut, dass bis zum Wintereinbruch regelmäßig eine Vase mit langen, frisch-grünen, zarten Grashalmen für sie bereitstand. Die war mindestens genau so begehrt wie das beliebte Zyperngras-Töpfchen aus dem Handel. Wobei ich später im Jahr darauf geachtet habe, blühende Exemplare möglichst zu vermeiden, weil deren Grannen ja tatsächlich gefährlich werden können, wenn sie sich irgendwo verhaken und festsetzen.

Natürlich ist nicht jede Pflanze für jede Tierart geeignet, und im Zweifelsfalle würde ich lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig eine zweite und dritte Meinung einholen, bevor ich meinem Tier damit unnötig Probleme einhandle.
Zur Eingewöhnung empfiehlt es sich, mit kleinen Mengen auszuprobieren, ob mein Tier das überhaupt fressen mag und ob es das neue Futter- oder „Nahrungsergänzungsmittel“ auch verträgt. Vorsicht ist also besonders geboten, wenn sich mein Liebling gleich darauf stürzt und zu verstehen gibt, dass mehr davon zu besorgen sei. Der Magen vieler Tiere muss langsam an neue Sorten oder überhaupt Grünfütterung gewöhnt werden. Also am besten etwas abwarten und gut beobachten, bevor man relativ sicher sein kann, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten und es dem eigenen Tier gut bekommt.

Bei pflanzenfressenden Haustieren können viele Kräuter bedenkenlos den täglichen Speiseplan bereichern; manche sollten allerdings nicht pausenlos über längere Zeiträume gegeben werden: was „gut“ für Magen, Leber, Niere oder andere Organe ist, also deren Tätigkeit unterstützt und stimuliert, kann auf Dauer eben einfach „zu gut“, zu anstrengend sein und diese schädigen. Wer sich draußen in der freien Natur oder im eigenen Garten auf die Suche begibt, kann das Tierfutter mit der Vielfalt, die jede Jahreszeit bietet, abwechslungsreich gestalten. Ich persönlich würde darauf achten, Standorte in der Nähe von vielbefahrenen Straßen oder gespritzten Äckern zu meiden. Vielleicht können Schadstoffe ja der Abhärtung dienen; aber ich denke, davon kriegen unsere Tiere ohnehin schon eher zu viel als zu wenig ab. Beliebte Spazierwege von Hundehaltern sind auch nicht mein bevorzugtes Sammelgebiet, aber da traue ich mir noch zu, urinbespritzte Exemplare aussortieren zu können bzw. nicht direkt neben einem Kothaufen zu sammeln.
Wer ein bisschen experimentierfreudig ist und selbst mal kostet, entdeckt vielleicht sogar das ein oder andere Kräutlein für den eigenen Speiseplan. Löwenzahn, Brennnessel, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Gundermann, Giersch, Vogelmiere, Brunnenkresse,… ich werde bestimmt noch von so einigen Bewohnern meines Gartens und meinen Erfahrungen mit ihnen berichten, die ich regelmäßig unters Hundefutter mische.

Heute möchte ich es dabei belassen, Bücher zum Weiterlesen zu empfehlen:

Taschenatlas Pflanzen für Heimtiere – gut oder giftig?
Marlies Busch, Ulmer 2014 (2. Auflage)

Handbuch der Futterpflanzen für Schildkröten und andere Reptilien
Marion Minch, Kirschner & Seufer 2013 (2. Auflage)

Giftige Pflanzen für Klein- und Heimtiere Pflanze erkennen – Gift benennen – Richtig therapieren.
Jacqueline Kupper, Enke 2010

Als schöne Alternative zu Wiesenkräutern für Kaninchen, Nagetiere und viele Vögel finden sich darin auch Informationen zu Baumzweigen, die sogar im zeitigen Frühjahr schon ohne Blätter zum Knabbern einladen.

Und zuletzt kann ich noch die Internetseite www.diebrain.de empfehlen, die detailliert für verschiedenste Nager und Kaninchen eine Vielzahl von Futterpflanzen und deren Verwendungsmöglichkeiten auflistet.