Wieso ist/wird mein Tier krank und wie wird es wieder gesund? oder (M)Ein Bild von Krankheit und Heilung
Als Biologin habe ich gelernt, dass sich Zellen lebendiger Wesen täglich erneuern, im Laufe der Zeit also ganze Organe, und dass angeblich nach etwa 7 Jahren der gesamte Organismus keine der ursprünglichen Zellen mehr „besitzt“. Daher habe ich mich schon oft gefragt, warum Menschen und Tiere nicht wie nach Verletzungen auch bei allen Krankheiten mit der Zeit heilen. Und ich habe bis heute noch keinen Gegenbeweis dafür gefunden, dass das möglich ist. Wenn die Ursache der Erkrankung beseitigt ist. Denn selbst das Argument, dass etwas genetisch bedingt und daher unmöglich zu ändern sei, ist durch (epigenetische) Forschungsergebnisse stark ins Wanken gekommen. Nicht alles, was in den Genen verankert liegt, hat auch körperliche Folgen. Weil lebende Organismen „regeln“ oder vielmehr dabei beeinflusst werden können – u.a. durch Ernährung, Bewegung, selbst psychosomatisch – , welche ihrer Gene „exprimiert werden, also welche ihrer Informationen in einem Organismus überhaupt in Erscheinung treten.
In den letzten drei Jahren hat sich mein Verständnis von Krankheiten enorm gewandelt, und selbst sehr viel von dem, was ich in meinem Biologie-Studium vermittelt bekam, wurde ziemlich auf den Kopf gestellt: Wie Krankheiten entstehen (dazu bestimmt ein anderes Mal mehr), aber auch, wie sie wieder vergehen.
Ich war lange Zeit, wahrscheinlich wie die meisten Menschen, überzeugt, dass man Krankheiten mit Medikamenten heilen kann. Und habe mich gewundert, dass das anscheinend nie bei allen (Tieren wie Menschen) funktioniert. Also habe ich mich intensiv mit Büchern von Ärzt/Innen und Wissenschaftler/Innen auseinandergesetzt, von denen man in den gängigsten Medien kaum etwas (oder noch wenig?) hört oder liest: EpigenetikerInnen, EvolutionsmedizinerInnen, NeurowissenschaftlerInnen. Dass manche von ihnen hin und wieder als „unwissenschaftlich“ betitelt werden, wundert mich nicht; weil sich viele ihrer Erkenntnisse nicht in großen Studien beweisen lassen. Und weil sich deshalb wohl auch viele renommierte Zeitschriften weigern, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen.
Darin kommt immer wieder die Einzigartigkeit jedes Lebewesens, eben jedes Individuums, zum Ausdruck; also seine jeweils einzigartigen Lebensumstände und Erfahrungen, die auch zu den verschiedensten Krankheitsbildern führen können. Auch Bedürfnisse, hinsichtlich Ernährung, Ruhe, körperlicher und geistiger Auslastung, sind individuell selbst innerhalb einer (Tier-)Art sehr unterschiedlich und können bei Nichterfüllung Krankheitssymptome hervorrufen. Da ein Körper aber nicht unendlich viele Organe hat, in denen sich diese zeigen können, leiden Menschen wie Tiere aus den unterschiedlichsten Gründen an ähnlichen Beschwerden. Nicht nur die chinesische Medizin behandelt auf dieser Grundlage ja schon lange Zeit erfolgreich; und ich habe endlich verstanden, warum in unserer westlichen Schulmedizin ein Mittel, das dem einen hilft, die Leiden einer anderen unter Umständen sogar verschlimmern kann. Weil dieselben oder ähnliche Krankheitssymptome oft nicht Ausdruck derselben Ursache sind. Weil eine Heilung nur möglich ist, wenn eine Krankheitsursache beseitigt ist. Weil Medikamente stark in natürliche (Heilungs-)Prozesse eingreifen oder diese sogar behindern können. Weil die Psyche einen enormen Einfluss auf ein Krankheitsgeschehen hat, auf seine Entstehung und Heilung. Weil in der Medizin oft zu einseitig gedacht und behandelt wird.
Medikamente können alle möglichen Symptome unterdrücken oder Fehlfunktionen ausgleichen, die Organismen zeigen, wenn sie nicht gut – also artgerecht, entsprechend natürlicher Bedürfnisse, aber auch entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse – versorgt sind. Sie können einen Körper abhängig von ihrer Wirkung machen. Aber sie können ein Tier nicht gesund machen. Weil sie keine Ursachen beseitigen, Körper nicht dazu bringen können, Mängel oder Überversorgungen wieder eigenständig auszugleichen.
Ein gesunder Organismus ist in der Lage, auch über lange Zeit ohne Symptome, die auf eine Krankheit hindeuten, zu funktionieren. Auch wenn seine Lebensbedingungen nicht optimal sind. Weil es in der Natur immer wieder Zeiten des Mangels und des Überflusses gab und gibt. Arten, die sich daran nicht angepasst haben, sind entweder ausgestorben oder leben nur auf territorial sehr begrenzten Gebieten, in denen sich die Lebensbedingungen nie stark ändern. Viele unserer Haustiere sind allerdings über die ganze Welt verbreitet, müssen aus biologischer Sicht also enorm anpassungsfähig sein. Meine Beobachtungen und Erfahrungen bestätigen das immer wieder. Während meiner Arbeit im Tierheim und auch mit Wildtieren habe ich mich oft gewundert, dass trotz des täglichen Stresses so viele Tiere keine Anzeichen von Krankheiten aufweisen. Dass sie sich mit der Situation abfinden oder einfach eine gewisse Zeit durchhalten. Die aber, davon bin ich überzeugt, ihre Spuren hinterlässt; wenn auch äußerlich nicht sofort sichtbar.
Auf der anderen Seite habe ich immer wieder auch sehr kranke Tiere gesehen, die in einem neuen Zuhause gesund wurden. Habe von fast unglaublichen Heilungen gehört und gelesen. Unglaublich deshalb, weil wohl den wenigsten Menschen bewusst ist, welch enormes Heilungspotenzial die Natur Lebewesen mit auf den Weg gegeben hat.
Aber genauso selten wird man auch der vielfältigen Gefahrenquellen gewahr, die es für ein gesundes Leben gibt. Weil nicht alle sofort eine gesundheitliche Auswirkung zeigen. Weil kurzzeitig die meisten Lebewesen jede Art von gesundheitlichen Stressfaktoren gut verkraften. Weil Warnzeichen übersehen oder missachtet werden, dass etwas dauerhaft die Gesundheit schädigt.
Unsere Haustiere können uns nicht sagen, ob ihnen etwas fehlt oder ob etwas zu viel für sie ist. Und viele Menschen kennen vielleicht nicht einmal ihre anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Wissen nicht, dass Tiere mit ihrem Körper und Verhalten zeigen können, wenn sie gestresst oder körperlich und geistig unterfordert sind, Schmerzen oder Angst haben, unausgewogen ernährt werden, um nur einige zu nennen. All das macht auf Dauer nicht nur Menschen krank.
Um also Krankheiten vorzubeugen, Ursachen bestehender Erkrankungen aufzuspüren und im besten Fall zu beseitigen oder Nebenwirkungen von Medikamenten, auf die ein Tier schon angewiesen ist, gering zu halten, kann es enorm hilfreich sein, die dahinter liegenden biologischen Vorgänge zu verstehen. Zu lernen, Verhaltensweisen aus biologischer Sicht zu beobachten und zu deuten. Sich intensiv und dauerhaft mit seinem Tier zu beschäftigen, neue Dinge auszuprobieren. Um jede Heilung bestmöglich zu unterstützen.